Kandelmarsch 2024

So sieht ein gelungener Abschied vom Studium aus: Weiße Hemden, schwarze Zylinder, Leiter unterm Arm: Ganz der Tradition entsprechend haben sich die rund 330 Absolventinnen und Absolventen des Wintersemesters 2023/2024 und des Sommersemesters 2024 am 26. Juli wie anno dazumal in Frack und Zylinder gekleidet. Begleitet von der Pep-Band und einer stattlichen Zahl von geschmückten Abfuhrwägen liefen die Absolventen wie gewohnt vom Campus Stadtmitte bis zum Hafenmarkt in der Esslinger Innenstadt im traditionellen Gänsemarsch in der Kandel, mit dem einem Fuß auf dem Gehsteig, dem anderen auf der Straße.

Es waren anfangs Corona bedingt turbulente Zeiten, die das Studium der diesjährigen Absolventen prägten, wie unser BB EarlG bei seiner Festrede deutlich machte. Durch die Umstände musste das Studium anfangs noch online oder hybrid bestritten werden. Mit neuen Herausforderungen: Reicht die Internetverbindung aus? Habe ich die passende Hardware zur Hand, um benötigte Software zu nutzen? Oder eben nicht. Da half die Möglichkeit, seinen Kommilitonen kurz zu fragen: Worum geht es gerade? Oder hast du verstanden, was wir machen sollen?
Es gab aber auch Vorteile, wie er erläuterte: Wer morgens keine Lust hatte aufzustehen, hat die Vorlesung aus dem Bett besucht oder sie gar aufgezeichnet, wenn der Dozent diese nicht bereits als Video fürs Selbststudium zur Verfügung gestellt hatte. Doch das Wichtigste neben dem erfolgreichen Studienabschluss seien, so unser Bundesbruder EarlG, die Freundschaften, die man über das Studium geschlossen habe. Aus Kommilitonen wurden Lerngruppen und daraus Freunde, mit denen man feierte, dass man die Prüfungsphase geschafft hatte und mit denen man neue Pläne schmiedete, falls eine Prüfung so gut gelaufen war, dass diese erneut geschrieben werden durfte.

Und dass Freundschaften, die hier an der Hochschule entstehen nicht mit dem Abschluss enden, zeigten auf ihrem Abfuhrwagen hoch zu Ross 10 Absolventen der Verbindung Arminia, die 1964 ihr Ingenieursdiplom erworben hatten. Mit dabei die überhaupt die erste Studentin, die vor 60 Jahren an der Ingenieurschule Esslingen ihren Abschluss machte.

Es ist eine stattliche Zahl Staufen, die ihr Studium diesmal erfolgreich abgeschlossen haben: nämlich die Bundesbrüder Stecker, OEbelst, Sprout, Morpheus, Joana, EarlG sowie Stea, Schlückle und Kiste. Die letzteren drei konnten aus unterschiedlichen Gründen beim Kandelmarsch leider nicht dabei sein.

Unser diesmal relativ bescheidener Abfuhrwagen wäre sicher zu klein für alle unserer Absolventen gewesen. Umso schöner war, der stattlichen Staufenschar beim kandeln zuzuschauen.
Zur Erinnerung: Der Kandelmarsch entstand vor nunmehr 102 Jahren.Nach einer feuchtfröhlichen Kneipe im damaligen Kneip-Lokal unserer Verbindung Staufia, der Zollberg-Wirtschaft, überredete unser Bundesbruder Emil Herdter v. Schuss gegen 1 Uhr nachts seine 14 Staufen, nun nicht nach Hause zu gehen, sondern ihn den Zollberg hinauf auf´s Gütle seines Onkels zu begleiten, um eine 10 m lange, etwa 30-sprossige Leiter vom Baumgrundstück abzuholen und diese die Stadt hinunter in die Heugasse zu tragen. Zehn Studenten nahmen die Leiter auf die Schulter, drei Mann marschierten im Gleichschritt voraus. Die beiden letzten ließen als Schlusslichter die Hemden aus der Hose hängen, um etwaige, damals noch seltene Autofahrer auf den nächtlichen Transport aufmerksam zu machen.
Ab der engen Pliensaubrücke gab es ein Problem. Ein strenger Gesetzeshüter forderte, den Gehweg zu benutzen, in der Pliensaustraße und auf der inneren Brücke verlangte ein anderer dann, runter vom Bürgersteig!“ Damit war bei den gesetzestreuen Staufen der Kandelmarsch geboren: ein Fuß oben auf dem Bürgersteig, ein Fuß unten auf der Straße.

Autor: Remis

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