„Haalari, Lakki und Vappu – So studieren Finnen!“
BB Hula links im Bild: „Von Januar bis Juni 2014 verbrachte ich mein Auslandssemester während meines Design-Studiums in der finnischen Stadt Kuopio. Die ca. 11500 Studenten machen in etwa ein Zehntel der Einwohnerzahl aus und teilen sich auf vier Universitäten und Hochschulen auf. Ich selbst habe an der Design-Akademie studiert, die inzwischen zur Fachhochschule Savonia gehört. Durch diesen Aufenthalt lernte ich die finnische Studentenkultur kennen, die einige interessante Unterschiede zu Deutschland aufweist.
Zum einen gibt es eine Studenten-„Uniform“, bestehend aus einem Overall, auch „Haalari“ genannt, und einer Mütze – der „Yliopplilaslakki“ oder kurz „Lakki“. Die Overalls erstrahlen in bunten Farben, wobei jede für eine Fakultät steht. Da gleiche Farben bei mehreren Hochschulen und Universitäten vorkommen können, steht zudem der Name der Bildungseinrichtung auf dem Rücken. Der Overall wird hüfthoch getragen und die Ärmel um die Taille gebunden. Jeder Student individualisiert seinen Overall mit zahlreichen Aufnähern, die bei Studentenparties und -events ergattert werden können. Manche Finnen tauschen Teile der Overalls, z.B. ein Bein oder einen Arm, mit Studenten anderer Fakultäten. Das kann ein Zeichen für eine gute Freundschaft oder Partnerschaft sein, ähnlich einem Zipfeltausch. Insgesamt bildet der „Haalari“ somit einen Spiegel der Studienzeit eines jeden finnischen Studenten.
Die Mütze oder „Lakki“ wird mit der Erlangung der Fachhochschulreife verliehen und nur zu wenigen akademischen Veranstaltungen und zum 1. Mai getragen. Sie hat einen weißen Oberstoff und Futter in den Landesfarben blau und weiß. Die Form ähnelt einem Bierhut und war möglicherweise ursprünglich auch von diesem inspiriert. Die goldene Kokarde an der Front bildet die Leier des Apollo ab, also die Insignien der Universität Helsinki.
Studenten technischer Universitäten werden „Teekkarit“ genannt und tragen an ihrer Mütze zusätzlich eine schwarze Quaste. Das Recht auf das Tragen dieser „Teekkarilakki“ verdient sich ein angehender Ingenieur während seiner Zeit als „Fuksi“, indem er durch den Besuch von Veranstaltungen „Fuksi“-Punkte sammelt. Hat er genügend Punkte erreicht, wird er am 1. Mai zum „Teekkari“ getauft.
Der 1. Mai wird in Finnland „Vappu“ genannt und ist das größte Studentenfest in Finnland. Neben der Taufe gibt es noch weitere Traditionen, wie die Waschung der Meerjungfrauenstatue Havis Amanda in Helsinki, der anschließend eine übergroße „Lakki“ aufgesetzt wird. Laskiainen entspricht unserem Faschingsdienstag. An diesem Tag wird traditionell Schlitten gefahren. Eine besondere Tradition ist der Wettbewerb auf dem Kaivopuisto in Helsinki, bei dem Fakultäten mit selbstgebauten Schlitten in Geschwindigkeit und Kreativität gegeneinander antreten.
Sitsit sind Dinner-Abende, bei denen viel getrunken und gesungen wird. Oftmals sind sie mit Mottos und entsprechendem Dresscode. An diesen Abenden sind zahlreiche Regeln einzuhalten. Zur Strafe muss andernfalls etwas auf der Bühne vorgetragen werden. Nur Getränke und Speisen, über die bereits ein Lied gesungen wurde, dürfen verzehrt werden. Daher ist das Essen oftmals kalt, bevor es gegessen werden kann.
Die Zeit in Finnland war ein Highlight meiner Studienzeit für mich. Egal ob Student oder nicht, ein Besuch ist in jedem Fall wärmstens zu empfehlen.
Burschenvortrag von BB Hula am 29.10.2019