10. Badischer Extisch – Auf jeden Fall ein un-„vergess“liches Erlebnis
Man stelle sich das einmal vor – nach einer gefühlt stundenlangen Fahrt durch nahezu unwegsames Gelände, immer auf der Suche nach dem Ibichhof hoch über Simonswald und nur geleitet durch die dankenswerterweise angebrachten badisch-staufischen Wegzeichen – stösst man auf über 800 m Höhe urplötzlich auf einen badischen Schlagbaum, komplett mit Grenzhäuschen und Grenzbeamten.
Wohl dem, der dem genauen Auge der strengen Beamten unbefangen entgegen sehen kann und die für das Ausstellen des Passierscheins notwendigen persönlichen Angaben ohne Schweissausbrüche liefern kann. Auf Leibesvisitationen wurde wohl verzichtet, aber Autos wurden durchaus gefilzt, bevor sich die Schranke zum badischen Extisch letztendlich für alle hob.
Nach solch nervenaufreibender Anfahrt wurden das reichhaltige Kuchenbuffet, der warme Kaffee und der erste Schluck Bier für manch einen zum lebensrettenden Elixier.
Denn es ging sozusagen Schlag auf Schlag weiter – Fahnenappell mit Badenerlied, Begrüßung durch Lenz, Ausgabe des diesjährigen Gastgeschenks (endlich ein Trinkgefäss, das fast so viel Bier fassen kann wie Don Grisus Schuhe) und dann der sehnsüchtig (oder je nach Persönlichkeit auch ängstlich) erwartete Wälderwettkampf.
Forrest als geübter Kinder- und Jugendlichen-Dompteur und Breaker hatten den Wettkampf perfekt vorbereitet und dem örtlichen Gelände ideal angepasst. Und das wurde von den – vielleicht etwas weniger perfekt organisierten – Teilnehmern mit viel Einsatz honoriert.
An den einzelnen Stationen, vom Wassertragen, über die Kegelbahn in der Tenne, zum Holzstapel auf- und wieder abbauen – wurde gekämpft und angefeuert was das Zeug hielt. Allerdings zeigte es es sich, dass nicht alle Anwesenden sich mit Statik auskannten, manch einer der schönen Holzstapel fiel in sich zusammen, sobald die Ingenieure ihn nicht mehr abstützen konnten.
Beim abschließenden Sackhüpfen und dem Tauziehen ging dann dem einen oder anderen Teilnehmer definitiv die Puste aus, aber nach fast 2 Stunden schweisstreibender Aktivität standen die Sieger – das Team „Black Jackets“ fest.
Nach einer dringend benötigten Verschnaufpause wurde es schon Zeit zum Abendessen. Ein leckeres Salatbuffet – auf dem Weg in den eng bestuhlten Kneipsaal aufgebaut – sorgte für eine erste leichte Sättigung, bevor mit Schnitzeln und Geschnetzeltem im Überfluss eine solide Grundlage für den weiteren Verlauf des Abends geschaffen wurde.
Es ist ja allgemein bekannt, dass die holde Männerwelt mehr Zeit zum Ankleiden benötigt als die Frauen. Dies erscheint mir rückblickend der einzig mögliche Grund für die nun entstehende halbstündige Lücke im Ablauf. Denn dass während des Umziehens noch eine mehrmalige Durchlaufprobe für den Chargeneinmarsch stattgefunden hat, ist eher unwahrscheinlich. Bei diesem gab es nämlich durchaus noch Luft nach oben – was vermutlich nicht nur dem fehlenden Luftraum über den Köpfen von Magnus und Breaker zuzuschreiben ist.
Das Offizium wurde durch die Begrüßung des X Lenz eröffnet und schritt dann sofort einem nächsten Höhepunkt zu. Es gab erstmalig einen Gastredner am Badischen Extisch. Professor Dr. Dr. Bernhard Uhde von der Universität Freiburg unterhielt uns mit einem interessanten und flüssig gehaltenen Vortrag über die Rolle des Alkohols in den verschiedenen Religionen. Wer hätte gedacht, dass unser Wort Alkohol aus dem arabisch-persischen Sprachraum stammt, dass es im Islam mitnichten generell verboten ist, Alkohol zu konsumieren, dass im Judentum ein gepflegter Beinah-Vollrausch manchmal religiöse Verpflichtung sein kann und dass der Wein im Christentum – als quasi jüdische Sekte – eine gemeinschaftsstiftende Rolle hat. Und dann war da noch das Thema Alkohol und Vergessen … aber daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
Dafür weiß ich dank AHP Pneu und X Lenz jetzt endlich was eine gelungene Rede mit einem Minirock zu tun hat: „So kurz wie möglich, aber alles Wesentliche abgedeckt.“
Im anschließenden Inoffizium kam es
• zur wohl kürzesten Siegerehrung an einem Staufenanlass. Nach einer etwas verwirrenden Verlesung der Rangliste (Offene Fragen bei der Schreibenden: War Gruppe Sechs denn nun sechster oder doch nicht? Wo genau sind die Tiger gelandet und wie war das mit Fiducit, Querbeet und den anderen, die ich leider vergessen habe?) wurden die hölzernen Medaillen an die Mitglieder der Siegergruppe ausgegeben.
• zur Ehrung der treuesten Teilnehmer des badischen Extisches Rösti, Mabo und Pneu, sowie der Überreichung des badischen Ordens an der Sicherheitsnadel an Elvis für den 5maligen Besuch
• zum obligatorischen Absingen des Badener Lieds
• der anschließenden Kesselpauken-Strafaktion für den nicht sehr sangesfreudigen Fritzle, der dafür sehr eloquent und mit vollem Einsatz erklären durfte, warum der SC Freiburg auf- und der VfB Stuttgart absteigen wird. Wie wir jetzt alle wissen: „Willst du den VfB an der Spitze sehen, dann musst du die Tabelle drehen.“ Da half selbst der volle Einsatz von AHP Pneu als Gegenpaukant für den VfB nichts mehr!
• zur unwiderruflichen, definitiven, ultimativen und einsamen Entscheidung von Don Grisu, wer am 11. und 12. Badischen Extisch chargiert und vorher übungshalber an einem Chargentrainingslager teilnehmen wird
• einem unterhaltsamen Dalli-Klick Spiel, dass der Burschensalon (na ja eigentlich Rösti) haushoch gewonnen hat
Gerüchtehalber wurde das Fest bis gegen 5 Uhr morgens fortgesetzt, aber zu dieser Zeit war die Schreibende längst im Bett.
Bei strahlendem Sonnenschein und nach einem ausgiebigen Frühstück setzte sich der gesamte Staufen-Konvoi in Bewegung nach Waldkirch, um das dort ansässige Orgelmuseum zu besichtigen.
Aufgrund eines gewissen Übereifers von Breaker beim Organisieren der Führung und eines Überangebots an Orgelausstellungen in Waldkirch, befanden sich aber gegen 11:00 die meisten Teilnehmer in der Waldkircher Orgelstiftung, während sich ein versprengtes Grüppchen – darunter auch die Korrespondentin – im Elztal-Museum eingefunden hatte, wo ebenfalls eine Orgel-Führung durch Herrn Forelle organisiert war. Einige wenige hektische Telefonate später trafen dann auch die letzten Teilnehmer in der Orgelstiftung ein und konnten wenigstens noch die zweite Hälfte eines anscheinend sehr spannenden Vortrages hören. Wenigstens weiss ich jetzt, dass Waldkirch das Zentrum des Figurenorgel- und Musikautomatenbaus war und einen solchen Weltruf genoss, dass Pariser Firmen sich händeringend um die Möglichkeit bemühten, ihren Orgeln den Aufdruck „Waldkircher Orgel“ geben zu können. Die einzelnen Exponate mit ihren handgeschnitzten beweglichen Figuren sowie die großen Orchestrien wurden vom Führer Herrn Willi Ams mit viel Begeisterung und Sachkunde vorgeführt.
Da in Kolonne fahren sich offenkundig nicht bewährt hatte, bewegte sich die Corona zum abschließenden Mittagessen per pedes und kam auch tatsächlich in ihrer Gesamtheit dort an.
Alles in allem ein wirklich gelungenes Jubiläum im schönen Badenerland. Ein großer Dank an die Badische Mafia, die halt doch nicht nur denken, sondern auch schaffen kann.
Wir kommen auf jeden Fall das nächste Mal wieder.